Bildung für nachhaltige Entwicklung soll Menschen dabei unterstützen,
an der zukunftsfähigen Gestaltung der Weltgesellschaft aktiv
und verantwortungsvoll mitzuwirken, indem sie im eigenen Lebensumfeld
einen Beitrag zu einer gerechten und umweltverträglichen Entwicklung
leistet. Als Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung wird
der Erwerb von Gestaltungskompetenz genannt. Sie bezeichnet
"die Fähigkeit, Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung
zu erkennen und Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden
zu können. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien
Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische
und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit
ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und
umzusetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse
verwirklichen lassen." (de Haan)
Das Konzept der Gestaltungskompetenz basiert auf der in der Agenda
21 formulierten Notwendigkeit, alle gesellschaftlichen Gruppen an
der Ausgestaltung lokaler Agenden 21 zu beteiligen. Bildung für
nachhaltige Entwicklung soll die notwendigen Fähigkeiten vermitteln,
die es allen BürgerInnen ermöglichen, an kollektiven Verständigungs-
und Entscheidungsprozessen teilzuhaben und die Zukunft so selbstbestimmt
mitzugestalten.
Bei der Förderung der für eine aktive Teilhabe zentralen
Fähigkeiten hat die Bildung für nachhaltige Entwicklung
insbesondere die offene Zukunft im Blick. Sie fragt nach den Formen,
die das Wirtschaften, der Konsum und die Mobilität annehmen
können, oder nach der Art und Weise, wie die Menschen künftig
Freizeit und Alltag verbringen werden. Sie sucht nach Wegen, wie
das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen gestaltet
werden kann und wie sich Kommunalpolitik und die internationalen
Beziehungen ausgestalten sollen. Gefragt sind daher Kreativität,
Phantasie und Imaginationsvermögen. Für die Schule bedeutet
das einen Perspektivwechsel: Die Gegenwart soll aus der Perspektive
der Zukunft betrachtet werden und nicht wie bislang üblich,
aus dem Vergangenen heraus.
Zusammenfassend wird Gestaltungskompetenz für eine nachhaltige
Entwicklung als ein ganzes Bündel sozialer, kognitiver und
emotionaler Kompetenzen charakterisiert. Anhand von Teilkompetenzen
lässt sich der Stellenwert einzelner Elemente verdeutlichen.
Zu den Teilkompetenzen gehören im Einzelnen (nach de Haan):
- Vorausschauendes Denken
- Interdisziplinäres Problemlösen
- Weltoffene Wahrnehmung
- Planen und Umsetzen
- Gemeinschaftlichkeit und Solidarität
- Verständigung und Kooperation
- Motiviert sein und motivieren können
- Reflexion über Leitbilder und Lebensstile
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